Konzertbericht Alice
Cooper 15.06.2004 Alter Schlachthof Dresden
Die Halle im
Alten Schlachthof ist voll, fast 2000 Rockfans unterschiedlichsten Couleurs
warten auf Alice. Zur Einstimmung spielen "The Traceelords" auf. Harter, konventioneller Metal mit
Sänger im schwarz-durchsichtigem Netzhemdchen, der etwas übermotiviert die
Bühne zu füllen versucht und mit dem Teufelszeichen und
Mitklatsch-Aufforderungen das Publikum anheizen will. Bei einigen gelingt das
auch. Naja...
Aber dann
kommt Alice. Nacheinander sind seine Musiker auf die Bühne getreten und mit
einem fulminanten Schlagzeugbreak erscheint er hoch oben auf dem Marshal-Boxenturm.
"No More Mr. Nice Guy" eröffnet
die 1 ½ Stunden dauernde Show, und Alice gibt alles.
Der Mann hat
eine unglaubliche Bühnenpräsenz, auch bei jedem Gitarrensolo steht er im
Mittelpunkt. Zu jedem Song kommt er mit einem neuem Spielzeug: Den
Conférencier-Stab benutzt er um die Band zu dirigieren, jeder Break wird von
ihm angeleitet. Mit dem Degen verteilt er Geldscheine an die ersten Reihen,
lässt riesige Luftballons platzten und tötet eine Tänzerin. Die Show ist gut
abgestimmt auf die einzelnen Songs, und es macht einfach Spaß, dem alten
Rock-Opa zuzugucken. Selbstironisch trägt er den Titel "I Am Eighteen" auf einer Krücke gestützt vor, bevor er das
Feld dem Schlagzeuger für ein Drumsolo überlässt. Die
folgen fünf Minuten waren etwas peinlich, hätte mit lieber ein frisches Bier
holen sollen.
Auch die
folgende Sequenz mit einer sehr gestellt wirkenden Prügelszene und anschließender
Vermöbelung seiner Tänzerin war nicht wirklich aufregend. Besser dann der
Zungenkuss mit der Riesenschlange.
Die Band
spielte viele Songs aus dem aktuellem Album "The Eyes Of Alice Cooper", leichtbekömmliche
Rocknummern, fand ich aber nicht sehr mitreißend. Die alten Schinken wie "Poison" oder "Schools
Out" krachten dagegen viel mehr und ließ die Menge toben. Der Sound war
sehr laut und leider zu gitarrenlastig, so daß der Drummer im Gitarrengewitter fast unterging.
Ein sehr
amüsanter Abend mit Alice Cooper, den Typen muss man einfach mal live gesehen
haben! Frederik
Alice Cooper at his best! Vom Opener ´What Do You Want From Me?` bis zum humorvollen ´The Song That Didn´t Rhyme`
ist das brandneue Album The Eyes of Alice Cooper genau das Werk,
das der legendäre Sänger bereits seit einer Dekade machen wollte und auf das
seine Fans all die Jahre über gewartet haben.
Für Viele ist diese Scheibe dennoch keine allzu große
Überraschung, denn der pure Rock´n`Roll ist schon
seit längerem in die internationale Musiklandschaft zurückgekehrt. Bands wie The White Stripes, The Vines oder The Strokes dokumentieren unüberhörbar, dass ihre Wurzeln aus
einer Ära stammen, in der Alice Cooper die Musikszene federführend inspirierte.
Er sagt: „Als ich anfing, diesen neuen Bands zuzuhören, merkte ich, dass sie
mir irgendwie bekannt vorkamen. Kein Wunder: Ihre Musik ist der sehr ähnlich,
die ich in meinen Anfangsjahren machte. Es ist genau die Art Rock´n`Roll, die ich immer am liebsten mochte. Ich merkte,
dass ich eine solche Scheibe schon seit langem machen wollte und es
funktionierte auf Anhieb.“
Alice Cooper spielt in der klassischen Rockbesetzung, also mit
zwei Gitarristen, Bass und Schlagzeug, und er fügt Keyboard-Parts plus Überraschungsgäste
hinzu. Seine Band besteht aus den langjährigen Gitarristen Eric Dover and Ryan Roxie, dem ebenso langjährigen Schlagzeuger Eric Singer
plus dem neuen Bassisten Chuck Garric. In dieser
Konstellation hat die Gruppe dreizehn neue Stücke aufgenommen, die alle von
Alice Cooper in Zusammenarbeit mit Dover and Roxie
komponiert wurden. Eingespielt hat die Gruppe The Eyes Of Alice Cooper in Dovers beziehungsweise in Gilby Clarkes (Ex- Guns N`Roses) Homestudios.
Die Geschichte des Albums basiert auf Zufall oder aber auf
Schicksal, je nach dem, wie man die Philosophie des Lebens beschreiben will.
„Ich arbeitete Ende Mai mit den Jungs in den ´Mates Rehearsal Studios` und erzählte dem Besitzer Bobby Brunner,
wie begeistert ich von den neuen Songs bin. Er stellte mich einem Freund vor,
der sagte: ´Ihr also seid das in dem Proberaum. Mann, es klingt wirklich
phantastisch!` Er fragte mich, wer die Scheibe
produzieren wird, aber ich wusste es zum damaligen Zeitpunkt noch nicht genau,
sondern hatte noch ganz unterschiedliche Produzenten im Kopf. Er sagte: ´Ich
bin auch Produzent` und erzählte mir, für wen er bislang gearbeitet hatte: für
die zwei ersten Godsmack-Alben und auch für Powerman 5000. Er erklärte: ´Mein Name ist Andrew Murdock,
aber ich arbeite unter dem Pseudonym Mudrock`.“
Damit war das Album quasi geboren. Alice lud Mudrock in den
Proberaum ein, um die Stücke zu hören und die Musiker kennen zu lernen. Nenn es
Schicksal, Fügung oder Zufall, denn Mudrock hatte sofort Zeit, um in dem engen
Zeitrahmen der Band rund um die Uhr zur Verfügung zu stehen. Alice Cooper hatte
ganz spezielle Wünsche „Ich wollte von Beginn an die Scheibe so live wie
möglich aufnehmen“, erklärt er. „Alle Stücke sollten von der gesamten Gruppe
eingespielt werden, mit möglichst wenigen Overdubs.“
Dieser Wunsch war durchaus nahe liegend, denn das Album wurde von einer real
existierende Band aufgenommen und nicht von bezahlten Session-Musikern.
Eric Singer ist bereits seit 1990 in der Alice Cooper Band, davor arbeitete er
mit Kiss und Queen’s Brian
May beziehungsweise Roger Taylor. Ryan Roxie gehört
seit 1996 zur Gruppe, kooperierte davor mit Tal Bachman
and Slash´s Snakepit. Eric
Dover, der im Jahre 2001 zur Truppe stieß, kam von Jellyfish
und Imperial Drag. Und der neue Bassist
Chuck Garric spielte bis dato mit Dio.
The Eyes of Alice Cooper ist kein Konzeptalbum
hinsichtlich einer durchgehenden Geschichte sondern in Bezug auf Planung und
Realisation. Im Vergleich zu den beiden vorherigen Werken Brutal Planet und Dragontown ist diese Scheibe eine abrupte und musikalisch
unmissverständliche Kehrtwende. Das
Konzept lautete diesmal: Keep it
simple and let it rock! Es
rockt tatsächlich, und zwar laut und klar. Die Alice Cooper Band lässt es
ordentlich krachen. ´Man Of The Year`
ist schon jetzt ein echter Klassiker, während ´What
Do You Want From Me?` die Musiker in Höchstform
präsentiert. Dover and Roxie greifen kraftvoll in die
Saiten, Singer and Garric spielen tight
und dynamisch und Alice Cooper singt voll leidenschaftlicher Intensität – ein
echter Höhepunkt des neuen Albums. Auf ´Detroit City` kann man eine zusätzliche
Gitarre von MC5´s Wayne Kramer hören, der zufällig in Clarkes Studio
auftauchte, als dort am Album gearbeitet wurde. Der Song versteht sich als
Tribut an die frühen Jahre der Detroiter Rockszene, als Alice Cooper, Iggy Pop
& Stooges, MC5 oder auch Ted Nugent
gewissermaßen die Vorfahren von Kid Rock, Eminem, The Insane Clown Posse oder den
White Stripes verkörperten.
Daneben gibt es die Ballade ´Be With You Awhile`, das packende ´This House is Haunted`
oder die springlebendige Rocknummer ´Spirits Rebellious`, die alle Stärken dieser Band offenbaren.
Typisch für die musikalische Geschichte Coopers sind auch Stücke wie ´Bye Bye
Baby`, ´Love Should Never Feel Like This`,
´Novocaine` oder ´Between
High School & Old School`, die gewissermaßen die großen Rockradio-Hits der
Vergangenheit wie ´School´s Out`, ´Elected`, ´I´m Eighteen`, ´No More Mr. Nice Guy`, ´Billion Dollar Babies`
oder ´Poison` beerben. Darüber hinaus ist Alice Cooper
zu jeder Zeit in der Lage, das Gaspedal bis zum Bodenblech durchzutreten.
Beweise gefällig? ´I´m So Angry`
und ´Backyard Brawl` liefern genügend Indizien für
die unbändige Energie der Band, oder?
Wenn man Alice Cooper auf die Zusammenarbeit mit Mudrock
befragt, antwortet er: „Oft wenn wir innerhalb der Band über Alben sprachen,
die uns interessiert und gefallen hatten, sprachen wir – ohne es zu wissen –
über Veröffentlichungen, an denen Mudrock beteiligt war. Wir waren natürlich
überrascht, als er plötzlich bei uns im Proberaum stand. Er half uns ein Album
zu realisieren, wie wir es seit langem machen wollten.“ Mudrock wiederum lobt
Alice Cooper in höchsten Tönen. „Ich wollte schon immer mal mit ihm arbeiten“,
gesteht er. „Auf dem Album gibt es so viele großartige Songs, eingespielt von
einer fabelhaften Band mit einem grandiosen Leadsänger, den man mit Fug und
Recht als eine der wahren Ikonen der Rock´n`Roll-Geschichte
bezeichnen kann. Es hätte nicht besser laufen können.“
The Eyes of Alice Cooper markiert für Alice Cooper
einen wichtigen Schritt vorwärts, ohne dabei den Bezug zur eigenen
Vergangenheit zu verlieren. Es ist ein zeitgemäßes, modernes Rock´n`Roll-Werk von einer wahren Legende der Rockmusik. Es
hätte in der Tat nicht besser laufen können.
TRACKS:
What Do You Want From Me? * Between High School & Old School * Man
Of The Year * Novocaine * Bye Bye Baby * Be With You Awhile * Detroit City *
Spirits Rebellious * This House Is Haunted * Love Should Never Feel Like This *
The Song That Didn´t Rhyme * I´m So Angry * Backyard Brawl
ALICE COOPER “THE EYES OF ALICE COOPER”
VERTRIEB: EDEL